Esslingen richtet Blick auf mehr als 21 000 Ertrunkene

Esslingen, 15. September 2021 – Es ist eine andauernde humane Katastrophe: Seit 2014 sind 21.500 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer ertrunken (Stand 1. August 2021). Darauf hat jetzt die Esslinger Initiative Gemeinsam für Flüchtlinge in RSKN aufmerksam gemacht. Sie beruft sich dabei auf Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe (UNHCR). Demnach sind mehr als 850 Geflüchtete allein in der ersten Jahreshälfte im Mittelmeer ums Leben gekommen. Es gibt aber auch gute Nachrichten: In den vergangenen 6 Wochen wurden über 1.500 Geflüchtete vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet. Die zivile Seenotrettung war in dieser Zeit mit bis zu 6 Schiffen im zentralen Mittelmeer im Dauereinsatz, zitieren die Esslinger Unterstützer aus Berichten der Schiffsbesatzungen.

Eine Woche vor der Bundestagswahl soll nun mit einer symbolischen Rettungskette wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, dass die Fluchtrouten meist ungesichert sind und der Einsatz gegen das Sterben nicht selten behindert wird. Menschenhändler nutzen zudem die Lage der Geflüchteten skrupellos aus.

Geplant ist deshalb eine „Menschenkette für Menschenrechte“, die von der Nordsee bis zum Mittelmeer reicht. In Esslingen zieht sich die Kette nach dem Konzept der Initiatoren von Mettingen über die Kernstadt bis nach Zell.

 

Aufruf erneuert

Die ehrenamtliche Initiative aus RSKN erneuerte ihren Aufruf, sich an diesem Samstag (18. September) an der Demonstration für Menschenrechte in der Zeit von 11:30 bis 12:30 Uhr zu beteiligen. Eine spontane Teilnahme von Einzelpersonen und Gruppen an der Aktion ist möglich. Es wird empfohlen, am Samstag beispielsweise in die Küferstraße oder in die Hindenburgstraße zu kommen. Es gelten die üblichen Regeln zum Schutz vor Corona. Mitgebrachte Schals, Banner und Plakate erleichtern das Abstandhalten.

 

Lebensretter achten

Zum Abschluss der Aktion wird OB Jürgen Zieger auf dem Hafenmarkt eine Ansprache halten. Der Esslinger Gemeinderat hatte schon vor geraumer Zeit die Stadt zum „sicheren Hafen“ deklariert und sich bereit erklärt, Geflüchtete weiter aufzunehmen. Von der Initiative in RSKN wird das ausdrücklich begrüßt. Schon in früheren Diskussionen haben die Engagierten betont, dass es auch auf eine humane europäische Flüchtlingspolitik ankommt: Lebensretter achten, Menschenhändler ächten, Geflüchtete aufnehmen.

 

„Lass die Tiefe uns nicht verschlingen“

Der Verein Pro Asyl hat seinen Flüchtlings-Gottesdienst 2021 unter das Motto gestellt: „Lass die Tiefe uns nicht verschlingen“. Der namhafte Publizist Heribert Prantl schrieb dazu: „Wenn Hilfsorganisationen – finanziert unter anderem von der evangelischen Kirche – mit Rettungsschiffen Flüchtlinge aus dem Mittelmeer ziehen, haben diese Schiffe Mühe, dass ihnen die Einfahrt in einen Hafen erlaubt wird. Pontius Pilatus wusch sich die Hände in Unschuld. Europas Politiker waschen sie in dem Wasser, in dem Flüchtlinge ertrinken“.

 

Aus Sicht der Engagierten darf der Hilferuf der Geflüchteten nicht länger unerhört bleiben: „Lass die Tiefe uns nicht verschlingen“.